Im Rahmen der Ökologisierung von Abgabensystemen spielen föderale Aspekte in der Regel keine Rolle. Die finanzwissenschaftliche
Literatur bietet jedoch Kriterien zur Festlegung der staatlichen Ebene, die für die Bepreisung unterschiedlicher negativer
Externalitäten am besten geeignet wäre. Im österreichischen Kontext wären sowohl die stärkere Ökologisierung des Abgabensystems
als auch in bestimmten Bereichen eine stärkere Dezentralisierung umweltbezogener Steuern und Abgaben überlegenswert.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung – Technische Universität Graz
Michael Anderl, Manuela Bürgler, Simone Mayer, Erwin Moldaschl, Elisabeth Schwaiger, Bettina Schwarzl, Peter Weiss, Franz Sinabell, Katharina Falkner, Martin Schönhart, Georg Dersch
In der vorliegenden Studie wurde anhand von Szenarien untersucht, welche Maßnahmen gesetzt werden können, um eine Senkung
der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu erzielen. Dafür wurden zwei Szenarien "mit bestehenden Maßnahmen (WEM)"
und "mit zusätzlichen Maßnahmen (WAM)" ausgearbeitet. Das Szenario WAM berücksichtigt u. a. den aktuellen Stand geplanter
Maßnahmen im Rahmen des Integrierten Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) für Österreich. Darauf aufbauend wurden zwei
weitere Szenarien (WAM+ und WAM++) mit spezifischen Maßnahmen entwickelt, mit denen eine Reduktion der landwirtschaftlichen
Treibhausgasemissionen um 30% (WAM+) bzw. 40% (WAM++) möglich wird. Neben dem Effekt auf die Treibhausgasemissionen wurden
auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Szenarien analysiert. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für den NEKP.
in: Vorträge-Konferenzband zur 16. Recy & DepoTech-Konferenz
Buchbeiträge, Abfallverwertungstechnik & Abfallwirtschaft, November 2022, S.173-178
Die Transformation zu einer CO2-armen Wirtschaft treibt die Nachfrage nach Batteriespeichersystemen und batteriebetriebenen
Fahrzeugen. Dies führt weltweit zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach kritischen Funktionsmaterialien. Aus der begrenzten
Lebensdauer von Energiespeichern folgt ein wachsendes Aufkommen an End-of-Life-Lithium-Ionen-Batterien (EoL-LIB) von bis zu
144.000 t pro Jahr, das entsprechend entsorgt werden müsste. Der vorliegende Beitrag analysiert exemplarisch die ökonomischen
Auswirkungen der Sammlung, Behandlung und des Recyclings von EoL-LIB für Österreich unter Berücksichtigung unterschiedlicher
Preisszenarien für die gewonnenen Sekundärrohstoffe. Der gesamtwirtschaftliche Effekt ist in allen untersuchten Preisszenarien
positiv. Das Recycling von LIB trägt zu öffentlichen Gütern wie Klimaschutz und Rohstoffsicherheit bei.
Die nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln für öffentliche Einrichtungen unterliegt verschiedenen vergaberechtlichen Vorgaben
auf EU- und nationaler Ebene. Mit der Novellierung des europäischen Vergaberechts im Jahr 2004 wurde die Möglichkeit geschaffen,
neben dem Preis auch umweltbezogene und soziale Kriterien in öffentlichen Ausschreibungen zu berücksichtigen. Im Beitrag werden
die Ergebnisse einer explorativen "Mixed Methods"-Studie präsentiert, die der Frage nachging, wie die Praxis einer nachhaltigen
Lebensmittelbeschaffung im öffentlichen Sektor in Österreich aussieht. In der quantitativen Erhebung wurde erstmalig das Volumen
der öffentlichen Beschaffung von Lebensmitteln im Oberschwellenbereich (mehr als 100.000 €) analysiert und in der qualitativen
Erhebung wurden 12 Expertinnen und Experten zur Entscheidungsfindung bei Auftragsvergaben in Hinblick auf ökologische und
soziale Kriterien befragt. In ihrer Gesamtheit illustrieren die Ergebnisse, wie stark dezentral die Vergabestrategien für
Lebensmittel in Österreich ausgeprägt sind. Das Nebeneinander von politisch artikulierten, jedoch vielen und teils konkurrierenden
Vergabezielen in Bund und Länder, überlässt die Auslegung der Vergabeziele in hohem Ausmaß den dezentralen Auftraggebern.
Eine zentralere politische Strategiesetzung auf übergeordneter Ebene könnte jedenfalls für eine stärker abgestimmte Vergabepraxis
sorgen.
In view of the challenges posed by climate change and the increasingly ambitious climate targets around the world, the search
for effective climate policy instruments is gaining momentum. Carbon pricing, for example, in the form of a carbon tax, and
its effects are therefore attracting increasing attention in academic as well as policy discussions. We review the empirical
effects of carbon taxes with regard to several impact dimensions commonly studied in the literature: environmental effectiveness,
macroeconomic effects, impacts on competitiveness and innovation, distributional implications, and public acceptance. An increasing
body of empirical studies shows that carbon taxes can effectively reduce carbon emissions or at least dampen their growth
while not negatively affecting economic growth, employment, and competitiveness. The existing empirical evidence suggests
that the distributional impact of carbon taxes depends on the type of energy use and the indicators to capture distributional
effects, as well as on household characteristics. Lump-sum transfers are shown to be better suited to mitigate regressive
effects for lower incomes, while higher incomes benefit more from a reduction of labour taxes. Public acceptance of carbon
taxes can be increased by providing public information, avoiding negative distributional effects, and channelling part of
the revenues into "environmental projects".
Der Agrarsektor ist von den Auswirkungen des Klimawandels direkt betroffen und trägt zugleich zur Freisetzung von Treibhausgasen
(THG) bei. Nicht nachhaltige Bodenbewirtschaftungspraktiken gefährden zunehmend die Resilienz und Produktivität landwirtschaftlicher
Böden. Landwirtschaft steht folglich im Fokus des Klimaschutzes. Die Sequestrierung von Kohlenstoff durch Humusaufbau gewinnt
in der Diskussion über terrestrische Kohlenstoffsenken an Bedeutung. Ein zentraler Indikator für die Qualität des Bodens ist
der organische Kohlenstoffgehalt (SOC), der erhöht werden sollte. Managementpraktiken zur Wiederherstellung denaturierter
Böden sowie die Renaturierung von Mooren können den SOC-Bestand steigern. Der ökologische Landbau flankiert durch eine Umstellung
von Ernährungsgewohnheiten hin zu geringem Fleischkonsum kann zu einer erheblichen Verringerung von insbesondere Nicht-CO2-Treibhausgasemissionen
der Landwirtschaft beitragen. Diese Maßnahmen sollten im Sinne einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gefördert werden.
Mitte 2022 wird in Österreich im Rahmen der "ökosozialen Steuerreform" mit der Bepreisung von CO2 ein neues Werkzeug im Mix
der klimapolitischen Instrumente verfügbar. Österreich folgt mit dieser Bepreisung von Treibhausgasen einer sowohl in Europa
als auch global immer stärker werdenden Tendenz. Dieses Instrument soll Anreize für die Restrukturierung des Wirtschafts-
und Lebensstils setzen, die nicht nur den Klimawandel eindämmen hilft, sondern auch Wohlstand, Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit
stärkt.