Die privaten Haushalte sehen sich durch die jüngsten Preisanstiege, vor allem in den Bereichen Treibstoffe, Haushaltsenergie
und Lebensmittel, mit Herausforderungen konfrontiert. Dies zeigen die Ergebnisse einer Repräsentativerhebung, die das Österreichische
Gallup Institut Anfang Oktober 2022 im Auftrag des WIFO durchführte. Ein Großteil der Befragten gab an, der Teuerung durch
Verhaltensanpassungen wie den Kauf von günstigen Produktalternativen oder Energieeinsparungen begegnen zu wollen. Zur Energieersparnis
tätigten bzw. planten Teile der Befragten größere Anschaffungen im Haushalt, vor allem Personen in Haushalten mit höheren
Einkommen. Durch die gestiegenen Ausgaben sehen sich insbesondere Personen in einkommensschwachen Haushalten genötigt, auf
Sparrücklagen zurückzugreifen, falls solche überhaupt vorhanden sind. Sofern die kräftige Teuerung anhält, werden jedoch auch
Personen in Haushalten mit mittleren Einkommen vermehrt Sparreserven auflösen müssen. Infolge des Anstiegs der Finanzierungskosten
und des erhöhten Eigenmittelbedarfs gab lediglich rund ein Drittel der Befragten an, bereits geplante Vorhaben im Bereich
des Immobilienerwerbs und der Sanierung unverändert realisieren zu wollen.
Aufgrund der hohen Preisanstiege bei Energie und der Überwälzung von höheren Produktionskosten (Vorprodukte und Löhne) auf
die Konsumentenpreise dürfte die Inflation in Österreich im Jahr 2022 8,5% und 2023 6,5% betragen. In den Folgejahren wird
eine markante Abschwächung der Inflation erwartet (2024: 3,2%), mit geschätzten 2,5% für die Jahre 2025/2027 nähert sich die
Inflationsrate in Österreich nur langsam dem EZB-Ziel von 2% für den Euro-Raum an.
Study by: Austrian Institute of Economic Research – German Institute for Economic Research – Hertie School gGmbH – Queen Mary, University of London (QMUL)
Online since: 12.01.2023 0:00
The dispersion of inflation rates within the euro area tends to increase in times of very strong energy price increases. A
small part of this divergence is due to fiscal policy measures implemented by member countries and aimed at dampening the
energy price increase. The monetary policy response of an inflation-targeting central bank to adverse supply shocks depends
on the nature of the shock (demand or supply driven, temporary or permanent) and on the credibility of the central bank's
commitment to the inflation target.
Österreichs Wirtschaft durchlebt 2023 eine Stagflationsphase (BIP +0,2%, Inflation +6,5%), da hohe Energiepreise die Produktionsmöglichkeiten
und die Wettbewerbsfähigkeit reduzieren, insbesondere von weltweit anbietenden energieintensiven Unternehmen. Die davon getriebene
kräftige Inflation führt ceteris paribus zu einem Verlust an Kaufkraft, der den Konsum dämpft. Durch (überwiegend dauerhafte)
einkommensstützende fiskalpolitische Maßnahmen werden die negativen Folgen der Teuerung gemildert. Die Minderversorgung mit
russischer Energie (insbesondere Erdgas) trifft vor allem die europäischen Volkswirtschaften und damit einen Großteil der
wichtigsten Handelspartner Österreichs, worunter die Exporte leiden. Die Energiepreise dürften zwar ab 2024 wieder sinken,
das niedrige Preisniveau von 2020/21 wird im Prognosezeitraum aber nicht mehr erreicht. Die Verteuerung von Energie belastet
somit auch mittelfristig vor allem die energieintensive Industrie, wodurch der Strukturwandel stark beschleunigt wird und
teils zu Verwerfungen führt. Für die Jahre 2023 bis 2027 rechnet das WIFO mit einem verhaltenen Wirtschaftswachstum (+1,0%
p. a.) bei schwacher Beschäftigungsdynamik (+0,8% p. a.). Da das Arbeitskräfteangebot geringfügig schwächer wächst als die
Beschäftigung, sinkt die Arbeitslosenquote bis 2027 auf 6,4% (2023: 6,7%). Neben den direkten Effekten wirkt sich der Energiepreisauftrieb
auch indirekt – durch Überwälzungen der Energiekosten auf alle anderen Güter und Dienstleistungen – auf die Verbraucherpreise
aus. Für 2023 wird eine Inflationsrate von 6,5% prognostiziert. Mit dem Rückgang der Energiepreise ab 2024 wird die Inflation
zwar wieder abebben (2027: 2,4%), aber weiterhin über dem EZB-Ziel von 2% liegen. Trotz umfangreicher fiskalpolitischer Maßnahmen
zur Abfederung der Teuerung stabilisiert sich die Budgetdefizitquote mittelfristig bei rund 1,3% des nominellen BIP. Die Staatsschuld
steigt im Prognosezeitraum um 34½ Mrd. €. Die Schuldenquote sinkt aufgrund der kräftigen Ausweitung des nominellen BIP von
77,1% (2022) auf knapp 68% (2027).
Mit dem Nationalen Emissionszertifikatehandelsgesetz (NEHG 2022) wird in Österreich im Jahr 2022 eine CO2-Abgabe eingeführt,
die auf fossile Brennstoffverbräuche außerhalb des geltenden Anwendungsbereichs des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) eingehoben
wird. Sie wird ausgehend von 30 € im Jahr 2022 schließlich 55 € je t CO2 im Jahr 2025 betragen. Zur Abfederung von besonderen
wirtschaftlichen Mehrbelastungen sieht das NEHG 2022 Ausgleichsmaßnahmen vor. Eine davon bezieht sich auf eine in Anlage 2
des Gesetzes enthaltene Liste von Wirtschaftszweigen, die zur Vermeidung von Carbon Leakage und zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit,
Entlastungen beantragen können. Eine weitere Ausgleichsmaßnahme zielt auf die Vermeidung von "besonderen Härtefällen" ab.
Derartige Härtefälle sind Unternehmen, deren Energieaufwand für fossile Energieträger am Gesamtaufwand bzw. deren CO2-Abgabenlast
im Verhältnis zur Wertschöpfung im Gesetz vorgesehene Grenzwerte überschreiten. Die vorliegende Evaluierung untersucht, in
welchen Branchen solche besonderen Härtefälle zu erwarten sind. Dazu wurden quantitative und qualitative Methoden eingesetzt
und Prognosen zur Energiepreisentwicklung bis 2025 erstellt.
Vor dem Hintergrund historisch hoher Inflation in Österreich werden die für das laufende Jahr zu erwartenden Steuereinnahmen
aus der Mehrwertsteuer geschätzt. Eine detaillierte Betrachtung der Entwicklungen im Bereich der Mehrwertsteuer und der Entwicklungen
des nominellen Konsums privater Haushalte ermöglicht es, den Einfluss der Inflation auf die Steuereinnahmen getrennt von wichtigen
anderen Determinanten zu betrachten.
The COVID-19 pandemic and its consequences continued to shape the development of the global economy in 2021. Regionally, economic
activity was heterogeneous, although the rapid recovery in industrial production resulted in supply bottlenecks and sharp
price increases in many areas. The domestic economy expanded again, although economic activity fluctuated once more strongly
over the year and was largely influenced by the COVID-19 health care policy measures. With the economic recovery, average
hours worked also increased, which had a positive effect on per capita incomes. Together with improved consumer confidence
and savings reserves from the previous year, this increased households' willingness to spend. Rising raw material prices had
an inflationary effect, causing the Consumer Price Index to rise significantly, particularly at the end of 2021.
Gut zwei Monate nach Ausbruch des Ukraine-Krieges ist die wirtschaftliche Unsicherheit weiterhin hoch. Hohe Rohstoffpreise
und erneute Lieferengpässe belasten die Weltwirtschaft. Sowohl in den USA als auch im Euro-Raum entwickelte sich die Wirtschaft
im I. Quartal nur verhalten. In Österreich sorgten hingegen die starke Industriekonjunktur sowie Aufholeffekte im Dienstleistungsbereich
für einen kräftigen Zuwachs. Im April schwächte sich das gesamtwirtschaftliche Wachstum jedoch ab.
Dieser Beitrag diskutiert die ökonomischen Auswirkungen einer Ausweitung der EU-Sanktionen auf Importe von Rohöl und verarbeiteten
Mineralölprodukten aus Russland. Diese Sanktionen könnten in Form eines Öl-Embargos oder weniger restriktiv und dadurch mit
unmittelbar weniger negativen Folgeeffekten für die Wirtschaft in der EU als Importzölle auferlegt werden. Russland ist (noch)
ein bedeutender Lieferant von Erdöl und Erdölprodukten. Innerhalb der EU ist die Importabhängigkeit von russischen Öllieferungen
sehr heterogen. Für Österreich ist Kasachstan das wichtigste Herkunftsland von Rohöl. Im Falle von russischen Gegenmaßnahmen
sind EU-Ölimporte aus anderen GUS-Ländern gefährdet. Kurzfristig kommen vor allem die OPEC-Länder als alternative Lieferquelle
in Betracht. Verarbeitete Mineralölprodukte, wie Benzin und Diesel, werden in Österreich fast ausschließlich aus anderen EU-Ländern
– vor allem Deutschland – bezogen und nicht direkt aus Russland importiert. Allerdings besteht dadurch eine hohe indirekte
Abhängigkeit. Eine Verknappung und in der Folge Verteuerung von Treibstoffen hätten negative Auswirkungen auf die Güter- und
Personenbeförderung. Importzölle dürften im Vergleich zu einem Öl-Embargo mehrere Vorteile aufweisen. Durch eine graduelle
Erhöhung verläuft die Anpassung der heimischen Wirtschaft über Preiseffekte besser als über eine unmittelbare Mengenreduktion.
Zudem kann das Instrument flexibel und strategisch auf die wirtschaftliche und politische Dynamik des Konfliktes abgestimmt
werden und führt in der EU neben höheren Preisen auch zu Zolleinnahmen. Als Folge eines Embargos oder einer Einführung eines
äquivalenten Importzolles lassen Simulationsergebnisse für Österreich kurzfristig einen Anstieg der Inflationsrate um 0,5
bis 0,75 Prozentpunkte und eine Absenkung der Wirtschaftsleistung um 0,3% erwarten.