Temporäre Layoffs, die Entlassung und anschließende Wiedereinstellung von Arbeitskräften durch denselben Arbeitgeber nach
einer Episode der Arbeitslosigkeit, sind in allen Wirtschaftsbereichen zu beobachten. Die Nutzung dieser Flexibilisierungsstrategie
durch die Betriebe ist nicht nur von der Konjunkturlage abhängig, sondern auch von personalpolitisch relevanten betrieblichen
Merkmalen. Temporäre Layoffs werden verstärkt von kleineren Betrieben mit einem hohen Beschäftigungsumschlag, einem geringeren
Frauenanteil, einem höheren Durchschnittsalter der Belegschaft, einem hohen Arbeiteranteil und einem mittelhohen Lohnniveau
eingesetzt. Sie werden somit nicht nur zur Abfederung branchenspezifischer Saisonschwankungen, sondern auch zum Ausgleich
konjunkturbedingter Veränderungen des Arbeitskräftebedarfs eingesetzt. Männer, Personen im mittleren und insbesondere höheren
Erwerbsalter sowie Personen aus den traditionellen Gastarbeiterländern zählen zu den am stärksten von temporären Layoffs betroffenen
Arbeitskräften.
Das kurzfristige Aussetzen von Arbeitsverhältnissen (temporäre Layoffs) spielt in ganz Österreich eine Rolle, vor allem aber
in Kärnten, Tirol, dem Burgenland, der Steiermark und Salzburg und am wenigsten in Wien. Weitaus am häufigsten wird diese
Flexibilisierungsstrategie von Betrieben in den Saisonbranchen Bauwirtschaft und Tourismus eingesetzt, um branchenspezifische
Saisonschwankungen der Produktion und des Arbeitskräftebedarfs auszugleichen. Temporäre Layoffs sind aber kein ausschließlich
saisonales und auf einzelne Branchen beschränktes Phänomen, sondern werden – in allen Wirtschaftsbereichen – auch zur Anpassung
des betrieblichen Personalbestandes an konjunkturbedingte Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs angewandt.
Um Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs zu begegnen, unterbrechen Betriebe zum Teil in Zeiten geringer Auslastung Arbeitsverhältnisse,
um anschließend bei verbesserter Auftragslage dieselben Arbeitskräfte wieder einzustellen ("temporärer Layoff"). Diese personalpolitische
Flexibilisierungsstrategie spielt in Österreich eine bedeutende Rolle: 11,8% aller Neueinstellungen waren 2013 Wiedereinstellungen
von temporär Arbeitslosen bei demselben Arbeitgeber innerhalb einer Zeitspanne von einem halben Jahr. 6,5% des Jahresdurchschnittsbestandes
an Beschäftigungsverhältnissen entfielen auf solche "Recalls". Die registrierte Arbeitslosigkeit während temporärer Layoffs
hatte – unter Berücksichtigung von Wiedereinstellungen innerhalb eines halben Jahres – ein Volumen von etwa 12,7 Mio. Tagen
und trug damit ein Achtel zur registrierten Gesamtarbeitslosigkeit bei. Dies war mit Kosten von rund 360 Mio. € verbunden,
da die entlassenen Arbeitskräfte zu einem großen Teil während der Beschäftigungsunterbrechung Leistungen der Arbeitslosenversicherung
bezogen.
Als Update früherer Analysen wird die Bedeutung der Freisetzung von Beschäftigten mit anschließender Wiedereinstellung ("Temporäre
Layoffs") in Österreich untersucht. Grundlage sind verknüpfte Arbeitgeber-Arbeitnehmerdaten. Im Bundesländervergleich wird
aufgezeigt, wie sich in der Zeit von 1990 bis 2017 der Anteil der Wiedereinstellungen ("Recalls") an den Neueinstellungen
entwickelte, welche Betriebe diese personalpolitische Strategie häufig nutzen und welche Arbeitskräfte überproportional betroffen
sind.
Endbericht zum Jubiläumsfondsprojekt Nr. 15310 (Projektleitung: Helmut Mahringer)
Online since: 30.06.2017 0:00
Um Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs zu begegnen, unterbrechen Betriebe zum Teil in Zeiten geringer Auslastung Dienstverhältnisse,
um anschließend bei verbesserter Auftragslage dieselben Arbeitskräfte wieder einzustellen ("temporärer Layoff"). Der vorliegende
Beitrag untersucht erstmals die kausalen Auswirkungen dieser personalpolitischen Flexibilisierungsstrategie auf die längerfristige
Erwerbskarriere der betroffenen Arbeitskräfte. Der Fokus liegt dabei nicht auf saisonbedingten Beschäftigungsunterbrechungen,
sondern auf temporären Layoffs zur Abfederung konjunkturbedingter Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs. Gemäß einem kontrafaktischen
Vergleich mit permanenten Arbeitsplätzen sind Personen infolge der Aufnahme eines Recall-Arbeitsplatzes mit temporärem Layoff
in den folgenden sechs Jahren im Durchschnitt um 80 Tage weniger in Beschäftigung und um 74 Tage mehr in Arbeitslosigkeit.
Dafür sind zum Teil unmittelbar die Beschäftigungsunterbrechungen bestimmend. Temporäre Layoffs wirken sich aber auch über
den betreffenden Arbeitsplatz hinaus negativ auf die Integration in die Beschäftigung aus. Dies betrifft beide Geschlechter
und eine große Zahl von Branchen. Die betroffenen Arbeitskräfte erhalten, wie die Forschungsergebnisse zeigen, keine höheren
Löhne, um den Lohnausfall während des Layoff zu kompensieren und einen finanziellen Anreiz für das Warten auf eine Wiedereinstellung
zu setzen ("kompensierende Lohndifferentiale").
Supported by: Anniversary Fund of the Oesterreichische Nationalbank
Closed: 2017
Um Schwankungen des Arbeitsbedarfs zu begegnen, unterbrechen Betriebe in Zeiten geringer Auslastung Dienstverhältnisse, um
anschließend bei verbesserter Auftragslage dieselben Arbeitskräfte wieder einzustellen. Diese Flexibilisierungsstrategie wirkt
sich potentiell nicht nur auf den Betrieb und die betroffenen Arbeitskräfte aus, sondern könnte auch erhebliche Konsequenzen
für die sozialen Sicherungssysteme haben, da Kosten auf die Arbeitslosenversicherung verlagert werden. Als Folge werden zunehmend
Politikoptionen wie Experience-Rating-Modelle diskutiert, die der Internalisierung ausgelagerter Risiken dienen. Gleichzeitig
liegt bisher nur wenig empirische Evidenz zu diesem Phänomen vor. Das Forschungsprojekt wird die quantitative Bedeutung der
temporären Unterbrechung von Dienstverhältnissen, ihre Struktur und Entwicklung über die Zeit sowie ihre Auswirkungen auf
die betroffenen Beschäftigten und Betriebe sowie die sozialen Sicherungssysteme umfassend analysieren.
Um kurzfristige, saison- und nicht saisonbedingte Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs auszugleichen, beenden viele Betriebe
in Zeiten geringerer Auslastung Beschäftigungsverhältnisse und stellen anschließend bei verbesserter Auftragslage dieselben
Arbeitskräfte wieder ein ("temporärer Layoff"). Sie wälzen damit Personalkosten auf die öffentliche Hand ab, da viele der
betroffenen Personen während der Beschäftigungsunterbrechung als arbeitslos vorgemerkt sind und Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung
beziehen. Diese personalpolitische Flexibilisierungsstrategie wurde bisher kaum thematisiert, spielt jedoch in Österreich
seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle. Im Jahr 2017 waren 13,7% aller Beschäftigungsaufnahmen Wiedereinstellungen von temporär
Arbeitslosen bei demselben Arbeitgeber innerhalb einer Zeitspanne von einem Jahr. Die registrierte Arbeitslosigkeit während
temporärer Layoffs trug mehr als ein Achtel zur registrierten Gesamtarbeitslosigkeit bei. Sie war damit für rund 1 Prozentpunkt
der Arbeitslosenquote maßgebend. Die Aussetzung von Dienstverhältnissen war mit Kosten für die Arbeitslosenversicherung in
einer Größenordnung zwischen 400 und 500 Mio. € pro Jahr verbunden.
Um kurzfristige, saison- und nicht saisonbedingte Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs auszugleichen, beenden viele Betriebe
in Zeiten geringerer Auslastung Beschäftigungsverhältnisse und stellen anschließend bei verbesserter Auftragslage dieselben
Arbeitskräfte wieder ein ("temporärer Layoff"). Sie wälzen damit Personalkosten auf die Arbeitslosenversicherung ab, da viele
betroffene Arbeitskräfte während der Beschäftigungsunterbrechung arbeitslos vorgemerkt sind und Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung
beziehen. Diese personalpolitische Flexibilisierungsstrategie wurde bisher kaum thematisiert, spielt jedoch in Österreich
seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle. Im Jahr 2017 waren 13,7% aller Beschäftigungsaufnahmen Wiedereinstellungen von temporär
Arbeitslosen bei demselben Arbeitgeber innerhalb einer Zeitspanne von einem Jahr. Die registrierte Arbeitslosigkeit während
temporärer Layoffs trug mehr als ein Achtel zur registrierten Gesamtarbeitslosigkeit bei. Sie war damit für rund 1 Prozentpunkt
der Arbeitslosenquote maßgebend. Die Aussetzung von Beschäftigungsverhältnissen ist mit Kosten für die Arbeitslosenversicherung
in einer Größenordnung von rund 500 Mio. € pro Jahr verbunden.