Tourismusanalyse: Teuerung beeinträchtigt die Wintersaison

20.12.2022

Nachfrage lag im Sommer 2022 beinahe auf Vorkrisenniveau

Die aktuelle WIFO-Tourismusanalyse zeigt, dass die Nachfrage im Vergleich zur Sommersaison des Vorjahres deutlich angezogen ist. Mit rund 78 Mio. Übernachtungen wurde fast das Vorkrisenniveau des Sommers 2019 erreicht (–1,4%). Die Aussichten für den Winter 2022/23 werden durch die hohe Inflation beeinträchtigt, vorsichtiger Optimismus erscheint jedoch angebracht – eine gute Buchungslage zu Winterbeginn könnte den Nächtigungsrückstand zur Saison 2018/19 auf schätzungsweise 5% reduzieren.

Das Wiedererstarken des Sommertourismus in Österreich ist vor allem auf die inländische Nachfrage zurückzuführen: Mit 24,3 Mio. Nächtigungen wurde in diesem Segment ein neuer Höchstwert erreicht (+4,4% im Vergleich zur Saison 2019). Auch internationale Reisende kamen in den Sommermonaten 2022 wieder vermehrt nach Österreich (+26,5% gegenüber dem Vorjahr), wenngleich die Nachfrage noch etwas verhaltener war als vor der COVID-19-Krise (‑3,8% zu 2019). Einnahmen aus dem Nächtigungs- und Tagestourismus in Österreich wurden im Sommer 2022 ersten Schätzungen des WIFO zufolge in Höhe von nominell knapp 14,7 Mrd. € erwirtschaftet – um 0,8% mehr als in der Saison 2019. In Anbetracht der starken Teuerung des touristischen Warenkorbes bedeutet dies preisbereinigt einen um 14,7% geringeren Umsatz als im Sommer 2019.

Kriegsbedingte Verwerfungen auf den Energiemärkten und der Inflationsauftrieb beeinflussen auch zunehmend die Tourismuswirtschaft, wobei sich die Preissteigerungen bei "lebensnotwendigen" Produkten und Dienstleistungen (z. B. Lebensmitteln oder Haushaltsenergie) besonders negativ auf die Urlaubsentscheidungen der Touristinnen und Touristen auswirken und sich auch das touristische Angebot massiv verteuert. Rezente Umfragen unter heimischen Hotelbetrieben und privaten Haushalten in Österreich und Deutschland ergaben zuletzt ein gemischtes Bild: Die Umsatzerwartungen vieler Betriebe für diesen Winter liegen demnach kaum über den Erlösen vom Vorjahr. Auch gaben lediglich 70% der inländischen bzw. rund zwei Drittel der deutschen Befragten an, definitiv auch diesen Winter verreisen zu wollen. Hauptgrund für die Zurückhaltung ist nicht die Pandemie, sondern die Teuerung, zudem wollen viele Gäste im Urlaub sparen, vor allem bei Ausgaben für Einkäufe und Konsumation in der Gastronomie, aber auch bei Unterkünften. Destinationen, die sich auf einkommensstarke Gästeschichten spezialisiert haben, könnten somit besser durch die Krise kommen. Diese Entwicklung wird Umsätze und Wertschöpfung in der aktuellen Wintersaison voraussichtlich stärker beeinträchtigen als die Zahl der Ankünfte und Nächtigungen.
 

Publikationen

Tourismusanalyse: Sommernachfrage 2022 beinahe auf Vorkrisenniveau, gute Buchungslage zu Winterbeginn (Tourism Analysis: Summer Demand in 2022 almost at Pre-crisis Level, Promising Booking outlook for the Start of the Winter Season)
WIFO Research Briefs, 2022, (26), 8 Seiten
Online seit: 20.12.2022 9:00
Erstmals seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie konnten touristische Aktivitäten in der Sommersaison 2022 wieder uneingeschränkt stattfinden, sodass die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr deutlich anzog (Ankünfte +27,3%, Nächtigungen +17,2%). Mit 24 Mio. Ankünften und rund 78 Mio. Übernachtungen wurde schon fast wieder das Vorkrisenniveau des Sommers 2019 erreicht (Ankünfte –6,2%, Nächtigungen –1,4%). Die Aussichten für den Winter 2022/23 sind mit Teuerungswelle und Energieunsicherheiten wesentlich volatiler, jedoch vorsichtig optimistisch – eine gute Buchungslage zu Winterbeginn dürfte den Nächtigungsrückstand zur Saison 2018/19 auf schätzungsweise 5% reduzieren.
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Anna Burton, BSc, MSc

Forschungsgruppe: Regionalökonomie und räumliche Analyse
© Alessio Soggetti/Unsplash
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