Krankenstände 2021 weiter auf niedrigem Niveau

07.12.2022

WIFO veröffentlicht Fehlzeitenreport

Bereits seit 2007 analysiert das WIFO jährlich das Krankenstandsgeschehen der unselbständig Erwerbstätigen in Österreich. Der Fehlzeitenreport von Christine Mayrhuber und Benjamin Bittschi zeigt, dass nach dem deutlichen Rückgang im ersten Pandemiejahr 2020 auch 2021 die gesundheitsbedingten Fehlzeiten in der österreichischen Wirtschaft weiterhin auf niedrigem Niveau verharrten.

Die Zahl der Krankenstandstage blieb 2021 annähernd konstant, während die Zahl der Beschäftigten um 2,8% anstieg. Die unselbständig Beschäftigten verbrachten im Jahresverlauf durchschnittlich 12,3 Kalendertage im Krankenstand und damit erneut weniger als im Vorjahr. Die infolge der COVID-19-Pandemie behördlich beschlossenen Kontaktbeschränkungen, die räumliche Distanzierung in Verbindung mit dem verstärkten Einsatz von Home-Office hatten weiterhin eine dämpfende Wirkung auf die krankheitsbedingten betrieblichen Abwesenheiten.

Von den Versicherten 2021 waren 57,7% mindestens einmal im Krankenstand, die Krankenstandstage je Krankheitsfall ging weiter von 11,7 auf 10,3 Tage zurück. Ebenfalls weiterhin rückläufig waren die Arbeitsunfälle, 2,7% der Beschäftigten waren von einem Arbeitsunfall betroffen, ohne Wegunfälle waren es 2,5%.

Nach wie vor verursachen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems mit 14,7% und jene des Atemsystems mit 27,9% den größten Anteil der Krankenstandsfälle und 21,9% bzw. 15% aller Krankenstandstage.

Insgesamt waren die Krankenstandstage je Kopf und die Dauer je Krankheitsfall in den vergangenen Jahrzehnten rückläufig. Anders die Entwicklung bei den Krankenstandstagen aufgrund psychischer Erkrankungen. Hier erhöhten sich sowohl die Krankenstandsfälle als auch die Krankenstandsdauer, die pro Erkrankungsfall bei 37 Tagen lag, und nur noch bei Neubildungen mit 50,7 Tage länger ist. Von allen Krankenstandsfällen sind 3,2% aufgrund psychischer Diagnosen, welche aber nur 11,4% aller Krankenstandstage ausmachen.

Im Fehlzeitenreport wurden auch die COVID-19-Krankenstände der Jahre 2020 und 2021 analysiert.

Die Jahre 2020 und 2021 waren vom Auseinanderfallen betrieblicher Abwesenheitszeiten und den Krankenständen, die mit Entgeltfortzahlung bzw. Krankengeld in Verbindung stehen, gekennzeichnet. Absonderungszeiten laut Epidemiegesetz (Quarantäne) stellen keine Krankenstände dar. Gesundheitsbedingte Fehlzeiten entstehen in diesem Zusammenhang erst, wenn die Erkrankung im Anschluss an die Quarantäne bestehen bleibt. Für 2021 zeigte sich, dass COVID-19-Krankenstände mit durchschnittlich 13,4 Tagen um drei Tage länger dauerten als der Schnitt über alle Krankheitsgruppen hinweg, und das obwohl die Zeiten der Quarantäne noch nicht in diesen Durchschnitt eingerechnet sind. COVID-19-Krankenstände stiegen mit dem Alter der Erwerbspersonen an und variieren sowohl zwischen den Wirtschaftsklassen als auch zwischen Arbeiterinnen bzw. Arbeitern und Angestellten sowie Bundesländern. Die durchgeführte Analyse der Fehlzeiten nach Einkommensgruppen zeigte weiters längere Abwesenheiten von Personen mit geringen Einkommen, Beschäftigte im unteren Einkommensviertel hatten bei einer COVID-19-Erkrankung im Schnitt um 2,5 Tage längere Abwesenheiten als Beschäftigte im oberen Einkommensviertel.
  

Publikationen

Fehlzeitenreport 2022. Krankheits- und unfallbedingte Fehlzeiten in Österreich (Absence from Work Report 2022. Absences Due to Sickness and Accidents in Austria)
Studien, November 2022, 123 Seiten
Auftraggeber: Bundesarbeitskammer – Wirtschaftskammer Österreich – Dachverband der Sozialversicherungsträger
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 06.12.2022 0:00
 
Die gesundheitlich bedingten Fehlzeiten in Österreich waren 2021 trotz steigender Beschäftigungszahlen rückläufig: Die unselbständig Beschäftigten verbrachten 2021 in Österreich durchschnittlich 12,3 Kalendertage im Krankenstand. Krankheiten reduzierten das gesamte Arbeitsvolumen um 3,4% nach 3,5% im Pandemiejahr 2020. Relativ mehr Erwerbstätige waren von einem Krankenstand betroffen, die Dauer der Krankenstände je Krankheitsfall sank jedoch um über einen Tag auf durchschnittlich 10,3 Tage. Atemwegserkrankungen verzeichneten gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang, zugenommen haben die sonstigen Krankheiten, Verletzungen und Vergiftungen sowie die psychischen Erkrankungen. Im Sondermodul zu den Krankenständen im Zusammenhang mit COVID-19-Diagnosen zeigen sich deutliche sozioökonomische und regionale Unterschiede. Eine verbesserte Gesundheit der Beschäftigten hätte kostendämpfende Effekte für das Gesundheitswesen wie auch für die Wirtschaft.
Rückfragen an

Mag. Dr. Benjamin Bittschi

Forschungsgruppe: Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit

Mag. Christine Mayrhuber

Forschungsgruppe: Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
© AdobeStock/polinaloves
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