Die stark steigenden Verbraucherpreise trüben die Wachstumserwartungen für die österreichische Wirtschaft für die nächsten
Jahre. In seiner neuesten Mittelfristigen Prognose geht das WIFO von einem deutlichen Abflauen der Konjunktur in den nächsten
Jahren aus. Basierend auf diesen Vorhersagen sollte die Zahl der bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) versicherten
unselbständig Beschäftigten 2022 noch um 3,1% zulegen. Im Jahr 2023 kommt es zu einer deutlichen Verlangsamung auf +0,6%,
und auch in den nachfolgenden Jahren wird das Wachstum der Zahl der bei der ÖGK versicherten unselbständig Beschäftigten die
1%-Marke nicht überschreiten. Das Wachstum der beitragspflichtigen Lohnsumme sollte aufgrund der in Zeiten hoher Inflation
erwartbaren höheren Lohnabschlüsse 2023 bei 8,0% liegen und sich mit dem sukzessiven Abklingen der Inflation in den Folgejahren
verringern. Da die deutlich verlangsamte Dynamik in den Jahren 2023 und 2024 vor allem auf ein geringeres Exportwachstum zurückzuführen
sein wird, sollten die tourismusintensiven bzw. stärker von der Inlandsnachfrage abhängigen Bundesländer tendenziell bevorzugt
sein, während die industrie- und exportintensiven Bundesländer im Allgemeinen etwas benachteiligt sind.
Die zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie ergriffenen restriktiven Maßnahmen führten zur tiefsten wirtschaftlichen Rezession
der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Dieser Bericht quantifiziert diese Krise hinsichtlich der Entwicklung der beitragspflichtigen
Lohnsumme in Österreich in den Jahren 2020 bis 2024 und analysiert verschiedene Mechanismen, die diese Wirkungen vermitteln.
Nach den Ergebnissen war bis 2021 die Beschäftigungsentwicklung für die Entwicklung der Lohnsumme deutlich wichtiger als die
Lohnentwicklung, danach sollte die Entwicklung der Löhne die weitere Entwicklung der Lohnsumme dominieren. Überdies war die
Krise branchenmäßig stark auf Sektoren mit niedrigeren Löhnen konzentriert. Auf der individuellen Ebene verloren vor allem
Niedriglohnarbeitskäfte ihren Arbeitsplatz.
Österreichs Wirtschaft erholte sich 2021 spürbar von der COVID-19-Krise, wobei der Aufschwung in allen Bundesländern zu beobachten
war. Dennoch beeinflussten die Nachwirkungen der Krise weiterhin das regionale Konjunkturbild: Die beiden tourismusintensivsten
Bundesländer Tirol und Salzburg hinkten den anderen Bundesländern im Wachstum hinterher. Vom Aufschwung profitierten alle
Wirtschaftsbereiche mit Ausnahme der Beherbergung und Gastronomie, sodass die Beschäftigung rasch wieder das Vorkrisenniveau
erreichte – nur in Tirol, Salzburg und Vorarlberg war dies 2021 noch nicht der Fall.
Die Erholung der Wiener Wirtschaft von der COVID-19-Krise war 2021 trotz neuerlicher pandemiebedingter Einschränkungen der
Geschäftstätigkeit im Frühjahr und zu Jahresende äußerst kräftig. Strukturelle Vorteile aus der Erholung des internationalen
Dienstleistungshandels und aus Rebound-Effekten in konsumorientierten Tertiärbereichen ließen ein Wachstum von real +5,3%
zu, was trotz negativer Basiseffekte einen Wachstumsvorsprung von 0,9 Prozentpunkten gegenüber Österreich bedeutete. Damit
expandierte auch die Beschäftigung in Wien mit +3,2% deutlich rascher als in Österreich (+2,5%), die Arbeitslosenquote ging
um 2,4 Prozentpunkte auf 12,7% zurück. 2022 dürfte sich der Wachstumspfad der Wiener Wirtschaft aufgrund der Konsequenzen
des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf +3,7% (Österreich +4,0%) abflachen. Ein Beschäftigungsanstieg von noch
+2,0% könnte dennoch ausreichen, um die Wiener Arbeitslosenquote auf 11,3% und damit unter das Vorkrisenniveau zurückzuführen.
Auf Basis bisher bekannter Ergebnisse sowie vorliegender Studien des WIFO zu früheren Zuwanderungs- und Flüchtlingswellen
werden die weitere Entwicklung der Fluchtbewegungen aus der Ukraine nach Österreich sowie die daraus resultierenden Herausforderungen
diskutiert. Österreich sollte zwar nicht primäres Zielland dieser Fluchtbewegung werden, dennoch ist angesichts des Umfangs
der bisherigen Flüchtlingszahlen zu erwarten, dass die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine in den nächsten Wochen weiter
deutlich ansteigt. Die zentrale daraus entstehende Herausforderung besteht darin, die für die Betreuung der Flüchtlinge notwendigen
Voraussetzungen in den Bereichen Wohnen, Schule, Gesundheit und Arbeit sicherzustellen.
Während Russland hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Größe für Österreich und die EU nur von geringer Bedeutung ist, zeigen
sich auf der Importseite Abhängigkeiten, weil vor allem Gasimporte aus Russland nicht kurzfristig durch Importe aus alternativen
Bezugsquellen ersetzt werden können. Daher wird die Eskalation des Russland-Ukraine-Konfliktes die Wirtschaft im Euro-Raum
vor allem über höhere Energiepreise, aber auch höhere Lebensmittelpreise, treffen. Im Jänner 2022 leisteten die Energiepreise
einen Beitrag von rund 35% zur österreichischen Inflationsrate. Käme es zu einer längeren Unterbrechung von Gaslieferungen
ohne einen schnellen Aufbau von Alternativquellen, würden sich spätestens im Spätherbst Knappheiten erwarten lassen, die Auswirkungen
auf die Chemie-, Düngemittel-, Pharma- und Kunststoffindustrie haben könnten. Die Risiken sind also erheblich, bis hin zu
deutlichen Bremsspuren in der konjunkturellen Entwicklung. Österreichische Banken haben im internationalen Vergleich hohe
Kreditforderungen an russische Kundinnen und Kunden. Das Land liegt hinsichtlich der ausstehenden Beträge an dritter Stelle.
Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt ist Österreich mit Abstand am stärksten unter allen westlichen Ländern betroffen. Systemische
Risiken entstehen aber aus der Russlandkrise für das heimische Bankensystem insgesamt eher nicht. Nur 4% der Auslandsforderungen
österreichischer Banken sind mit Russland verbucht.
Die wirtschaftliche Entwicklung der österreichischen Bundesländer stand im III. Quartal 2021 weiterhin im Zeichen einer kräftigen
nationalen wie internationalen Erholung. Die konjunkturellen Aufholprozesse betreffen alle Bundesländer gleichermaßen und
fußen auf einer breiten sektoralen Basis. Die aufhellende wirtschaftliche Entwicklung sorgt auch für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt,
was sich in steigenden Beschäftigungszahlen sowie sinkender Arbeitslosigkeit widerspiegelt.
Die Wiener Wirtschaft erholte sich im zweiten Pandemiejahr nach dem tiefen Einbruch im Krisenjahr 2020 rasch. Gestützt durch
Rebound-Effekte im Konsum und kräftige internationale Nachfrageimpulse (auch) nach Dienstleistungen nahm die regionale Bruttowertschöpfung
im 1. Halbjahr 2021 um real 4,3% zu, im gesamten Jahr 2021 dürfte das regionale Wachstum 5,0% erreicht haben. In Wien vor
allem durch Aufwärtstendenzen in den (arbeitsintensiveren) Dienstleistungsbereichen ausgelöst, ließ diese Erholung eine markante
und auch im nationalen Vergleich hohe Beschäftigungsdynamik zu (2021: Wien +3,2%, Österreich +2,4%). Damit dürfte die Arbeitslosenquote
2021 bei 12,7% zu liegen kommen, nach noch 15,1% im Jahr 2020. 2022 ist nach WIFO-Vorausschau eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz
zu erwarten, was auch die Arbeitsmarktlage in Wien nochmals leicht verbessern wird. Zu erwarten ist ein weiterer Zuwachs der
regionalen Wertschöpfung von real 4,1% und der Wiener Beschäftigung von 1,8%, die Arbeitslosenquote sollte damit weiter auf
12,1% zurückgehen und nur noch marginal über ihrem Vorkrisenniveau liegen.
Die wirtschaftliche Entwicklung der österreichischen Bundesländer stand im II. Quartal 2021 im Zeichen der kräftigen nationalen
wie internationalen Erholung. Alle Indikatoren zur regionalen Produktions- und Beschäftigungskonjunktur zeigten im II. Quartal
deutlich nach oben, die Arbeitslosigkeit war deutlich rückläufig. Im Tourismus werden massive Aufholeffekte sichtbar, insbesondere
in Wien und in der Westregion betrugen die Nächtigungszahlen jedoch noch einen Bruchteil des Vorkrisenniveaus im II. Quartal
2021.
Die konjunkturelle Dynamik der heimischen Wirtschaft steht im I. Quartal 2021 weiterhin im Zeichen der COVID-19-Pandemie,
welche sich in einem Rückgang der Beschäftigung sowie einem Anstieg in der Arbeitslosigkeit widerspiegelt. Aufgrund der pandemiebedingten
Verwerfungen im heimischen Tourismus zeigen sich regional insbesondere die westlichen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg
stärker betroffen.