Stefan Ederer, Österreichs Wirtschaft in Rezession – Inflation geht zurück • Werner Hölzl, Jürgen Bierbaumer, Michael Klien,
Agnes Kügler, Konjunkturabschwung hält an. Ergebnisse der Quartalsbefragung des WIFO-Konjunkturtests vom Oktober 2023 • Anna
Burton, Sabine Ehn-Fragner, Tourismus trotz anhaltender Teuerung wieder deutlich erstarkt • Christine Mayrhuber, Stefan Angel,
Marian Fink, Silvia Rocha-Akis, Armut und Sozialhilfe in Österreich • Klaus Friesenbichler, Birgit Meyer, Entwicklungspolitik
als geoökonomisches Instrument. Eine Einordnung vor dem Hintergrund globaler Trends
Mit einem Anteil von 0,7% an den Sozialausgaben reduzierte die Sozialhilfe die Armutsgefährdung der österreichischen Gesamtbevölkerung
im Jahr 2020 von 15,2% auf 14,7%. Obwohl nur rund 3% der Bevölkerung Sozialhilfe beziehen, erfüllt dieses letzte soziale Netz
eine wichtige Funktion in der Armutsbekämpfung: Für Beziehende senkte sie die Armutsgefährdungsquote von 62,4% auf 50,4% und
die Armutsgefährdungslücke von 52,0% auf 26,4% (2020). Besonders zentral ist die Sozialhilfe für Kinder, die unter den Beziehenden
überrepräsentiert sind, sowie für Gruppen mit traditionell hohem Armutsrisiko, deren Struktur sich im Beobachtungszeitraum
(2008/2021) nicht verändert hat. Dazu zählen Arbeitslose, Alleinerziehende, Drittstaatsangehörige, Personen mit geringem formalem
Ausbildungsniveau und Personen mit schlechtem Gesundheitszustand.
Demografie, Digitalisierung und Ökologisierung werden die Arbeitswelt in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen. Mit
Hilfe von Literaturanalysen wird nach Berufsfeldern gesucht, in denen sich diese Herausforderungen deutlich abzeichnen und
möglicherweise gegenseitig verstärken. Ziel ist es, besonders betroffene Berufsfelder zu identifizieren und damit verbundene
Anpassungs- bzw. Qualifizierungsbedarfe aufzuzeigen.
In 2022, unit labour costs in Austrian manufacturing increased by 2.2 percent year-on-year. This implies a significant improvement
in relative unit labour costs, both compared with the weighted average of all trading partners (–3.3 percentage points) and
with EU trading partners (–1.7 percentage points). Relative unit labour costs also improved compared with Germany, the most
important trading partner (–1.4 percentage points). This development vis-à-vis our trading partners is being driven by a weaker
increase in labour costs coupled with a stronger rise in productivity. The favourable exchange rate development had a supporting
effect. When interpreting the data, long-term comparisons still need to take into account country-specific differences in
the COVID-19 aid measures. The data for 2022 may also have been distorted by the different international approaches to cushioning
high inflation.
Stefan Schiman-Vukan, Stefan Ederer, Kaufkraft steigt nach milder Rezession. Prognose für 2023 und 2024 • Josef Baumgartner,
Serguei Kaniovski, Hans Pitlik, Österreichs Wirtschaft wächst mittelfristig nur verhalten. Mittelfristige Prognose 2024 bis
2028 • Benjamin Bittschi, Birgit Meyer, Verbesserung der relativen Lohnstückkosten im Jahr 2022 • Jürgen Janger, Tim Slickers,
Wissensproduktion und Wissensverwertung in Österreich im internationalen Vergleich • Katharina Falkner, Franz Sinabell, Österreichs
Land- und Forstwirtschaft 2022 trotz schwierigen Umfelds außergewöhnlich erfolgreich
Im Jahr 2022 stiegen die Lohnstückkosten in der österreichischen Herstellung von Waren um 2,2% gegenüber dem Vorjahr. Dies
impliziert eine deutliche Verbesserung der relativen Lohnstückkosten, sowohl gegenüber dem gewichteten Durchschnitt aller
Handelspartner (–3,3 Prozentpunkte) als auch gegenüber den EU-Handelspartnern (–1,7 Prozentpunkte). Auch verglichen mit dem
wichtigsten Handelspartner Deutschland verbesserten sich die relativen Lohnstückkosten (–1,4 Prozentpunkte). Getragen wird
diese Entwicklung gegenüber den Handelspartnern durch einen schwächeren Anstieg der Arbeitskosten bei stärker steigender Produktivität.
Unterstützend wirkte die günstige Wechselkursentwicklung. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind bei langfristigen Vergleichen
nach wie vor die länderspezifischen Unterschiede in den COVID-19-Hilfsmaßnahmen zu berücksichtigen. Die Daten für 2022 könnten
zudem durch die international unterschiedlichen Herangehensweisen zur Abfederung der hohen Inflation verzerrt worden sein.
In den beiden großen Krisen der letzten 12 Jahre (Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, COVID-19-Krise) schlug sich der drastische
Einbruch von Produktion und Wertschöpfung nur deutlich abgeschwächt auf dem Arbeitsmarkt nieder. Dies ist im Wesentlichen
auf eine Reduktion der geleisteten Arbeitszeit je Beschäftigten zurückzuführen. Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit trug zwar
zu diesem Arbeitszeitrückgang bei, war aber – vor allem während der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise – keinesfalls dessen
alleinige Ursache. Die vorliegende Studie greift auf Daten zur makroökonomischen Entwicklung, zur Entwicklung der Arbeitszeit
und zum Einsatz der Kurzarbeit zurück. Sie geht den Fragen nach, ob, in welchen Konjunkturphasen und in welchem Ausmaß Arbeitszeitveränderungen
den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigung beeinflussen und inwieweit sich die Entwicklung dieser beiden
Größen voneinander entkoppelt hat.
Die Studie zeigt die Wirkung des letzten sozialen Sicherungsnetzes in Österreich bis einschließlich 2021. Rund 3% der Bevölkerung
bezogen eine Unterstützungsleistung im Rahmen der Sozialhilfe bzw. Bedarfsorientierten Mindestsicherung (SH bzw. BMS). Mit
einem Anteil von rund 0,7% an den gesamten Sozialausgaben reduzierte die SH bzw. BMS die Armutsgefährdung von 15,2% auf 14,7%
im Jahr 2020. Knapp 22% der Bezieher:innen waren jünger als 15 Jahre (bei einem Bevölkerungsanteil von 14%). Neben Kindern
zählen auch Arbeitslose, Alleinerziehende und Personen mit schlechtem Gesundheitszustand zur Risikogruppe. Im Krisenjahr 2020
wirkten die Einmalmaßnahmen armutsvermeidend: Rund 89.000 Personen gelangten dadurch aus der Armut. Eine Befragung der Betroffenen
zeigte, dass sich die finanzielle Situation der Armutsbetroffenen im Jahr 2022 verschlechtert hat. Die lange Wartezeit zwischen
Antragstellung und erster Auszahlung wird von den Betroffenen als Problem erlebt. Optionen zur Weiterentwicklung des letzten
sozialen Netzes liegen einerseits im leichteren Zugang zu adäquaten Unterstützungsleistungen, und andererseits in einer verbesserten
Absicherung im Sozialversicherungssystem durch höhere und kontinuierliche Erwerbseinkommen bzw. Erwerbseinkommensmöglichkeiten.
Die Studie bietet neben einem Literaturüberblick eine detaillierte Analyse ungenutzter Arbeitskräftepotenziale sowohl in der
erwerbsinaktiven Bevölkerung als auch bei unterbeschäftigten Teilzeitarbeitenden. Neben der Größe dieser Gruppen werden auch
deren Struktur und die Gründe für die fehlende oder geringe Erwerbsteilnahme analysiert. Darüber hinaus bietet eine modellgestützte
Simulation einen Ausblick über die Entwicklung ungenutzter Arbeitskräftepotenziale bis ins Jahr 2040. Es zeigt sich, dass
auch über die Gruppe der Arbeitslosen hinaus erhebliche Potenziale für zusätzliche Erwerbstätigkeit bestehen. Um diese zu
nutzen, ist jedoch ein Abbau von Erwerbshindernissen erforderlich. Aktivierungsstrategien müssen dabei auf die unterschiedlichen
Bedarfslagen in der sehr heterogenen Gruppe der Erwerbsinaktiven und Teilzeiterwerbstätigen Bedacht nehmen.